Im GALA-Interview sprechen der Schauspieler und seine Tochter über das Familienleben und die Schauspielerei
Lächelnd öffnet uns Marlene, seit Herbst offiziell die Frau an Til Schweigers Seite, die Tür der Hamburger Villa: Hier wohnt der Schauspieler und Regisseur mit seinen drei ältesten Kindern Valentin, 20, Luna, 19, und Lilli, 17. Marlene führt uns in die Küche, Chihuahua-Mischling Eddy, der eigentlich Tils jüngster Tochter Emma, 13, gehört – sie lebt bei Mama Dana –, folgt ihr auf Schritt und Tritt. Lilli plaudert gerade mit Papa Til, der einen Ingwer-Tee zubereitet. Valentin liegt auf der Couch, Kater Carlos trinkt aus dem laufenden Wasserhahn. Es geht lässig zu bei den Schweigers. Luna kommt später als verabredet. Sie steckte noch im Stau … Ab diesem Donnerstag ist sie mit ihrem Vater
in dem Kinofilm "Tschiller: Off Duty" zu sehen, einem actionreichen "Tatort"-Ableger.
In "Tschiller: Off Duty“" spielen Sie Vater und Tochter, die versuchen, ihre tote Mutter beziehungsweise Ehefrau zu rächen. Wie ähnlich sind Sie sich wirklich?
Luna Schweiger: Ich vertrete auch immer sehr stark meine Meinung und bin wie mein Vater ein sehr ehrlicher Mensch. Außerdem ist Papa ehrgeizig und steckt sich seine Ziele – er weiß, was er will. Wenn ich mir etwas vornehme, ziehe ich das auch durch. Und wir sind beide sehr emotional.
Til Schweiger: Du hast aber auch viel von deiner Mutter. Im Endeffekt sind Kinder ja immer das Ergebnis von zwei Menschen. Emma und Luna kommen vom Antrieb her nach mir, Lilli und Valentin haben das Entspannte von ihrer Mutter. Kann man das so sagen?
Luna: Ja, total.
Welche Werte versuchen Sie Ihren Kindern zu vermitteln, Til?
Til: Ehrlichkeit, soziales Gewissen. Dass man sich für Schwächere einsetzt und nicht auf sie eintritt. Dass man in der Lage ist, sich zu entschuldigen, wenn man einen Fehler gemacht hat. Dass es überhaupt nicht schlimm ist, einen Fehler zuzugeben. Viel schlimmer ist es, seine eigenen Fehler abzuwälzen. Gewissenhaftigkeit ist wichtig,
eine gewisse Pünktlichkeit. Daran verzweifle ich allerdings manchmal. (schaut zu Luna)
Wieso das?
Til: Das liegt wahrscheinlich am Geschlecht. (lacht) Mir war Pünktlichkeit immer schon sehr wichtig. Ich finde es egoistisch, wenn der eine sich auf einen Termin einstellt und der andere eine halbe Stunde zu spät kommt. Das Wichtigste sind aber tatsächlich Ehrlichkeit, ein gutes Herz und Humor.
Manchmal bekommt man für seine Ehrlichkeit aber auch Kritik.
Til: In dem Fall gilt das schöne alte Sprichwort: Ehrlich währt am längsten. Natürlich macht sich jemand, der offen seine Meinung sagt, angreifbar. Deswegen gibt es ja kaum
Politiker, die klar Stellung beziehen, oder Bundesligaprofis, die klar sagen, was sie denken. Man bekommt heutzutage Phrasen vorgesetzt. Das ist taktisch klug. Ich könnte das aber nicht. Wenn du mit deiner Ehrlichkeit Menschen verletzt, ohne das zu wollen, musst du natürlich auch in der Lage sein, dich dafür zu entschuldigen.
Luna ist jetzt 19. Wie schwer fällt es Ihnen loszulassen?
Til: Als meine Kinder klein waren und alle bei mir im Bett geschlafen haben – diese Momente waren für mich das Schönste. Die Vorstellung, dass sie erwachsen werden, den ersten Freund mit nach Hause bringen: Ich dachte, dass ich damit nicht klarkommen würde. Damals habe ich mir Rat bei Bernd Eichinger geholt. Seine Tochter Nina war ungefähr 16 und hatte ihren ersten Freund.
Und was hat er Ihnen gesagt?
Til: Bernd sagte: "Ich vertraue darauf, dass sie einen guten Geschmack hat." So geht es mir mittlerweile auch. Natürlich vermisse ich die Zeit, in der mir die Kinder nachts im Schlaf die Ellenbogen ins Gesicht gehauen haben. Ich gehe heute aber viel besser damit um, als ich früher gedacht habe. Weil ich meinen Kindern vertraue.
Wie wichtig ist Vertrauen in der Familie?
Luna: Natürlich hat man als Teenager Geheimnisse. Wenn Papa und Mama die herausgefunden und mich darauf angesprochen haben, war ich aber immer ehrlich und habe alles zugegeben. Generell haben wir alle viel Vertrauen zueinander.
Sind Sie früher auch mal abgehauen, so wie das viele Teenager irgendwann tun?
Luna: Als ich klein war, habe ich ein paarmal meinen Koffer gepackt und bin bis zur nächsten Straßenecke gelaufen. Da habe ich dann gewartet, bis jemand gekommen ist.
Jetzt sind Sie das, was man eine "junge Erwachsene" nennt. Haben Sie sich schon entschieden, ob der Schauspielberuf auf Dauer Ihr Ding ist?
Luna: Ich liebe es zu schauspielern und ich nehme gute Rollenangebote sehr gerne an. Ich sehe die Schauspielerei aber nicht als meinen Hauptberuf.
Welche Zukunftspläne haben Sie dann?
Luna: Momentan reite ich sehr viel, und nächstes Jahr möchte ich anfangen zu studieren. Ich weiß noch nicht genau was, darüber denke ich gerade nach. Ich habe viele verschiedene Interessen und stets Lust auf was Neues.
Til: Als ich 19 war, wusste ich auch nicht, was ich machen soll. Eigentlich wollte ich Lehrer werden. Der Beruf hatte aber keine Perspektive, es wurden keine Lehrer gebraucht. Ich hatte also keinen Plan, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Viele junge Menschen studieren nur, damit die Eltern ihnen nicht auf den Sack gehen und damit sie weiter finanziert werden. Also schreiben sie sich für ein Fach ein, gehen aber gar nicht zur Uni. Sie vergeuden Zeit. Zeit, in der sie herausfinden könnten, was sie aus ihrem Leben machen wollen. Ich sage meinen Kindern: Entscheidend ist nicht, dass ihr reich werdet oder euer Beruf die höchste gesellschaftliche Anerkennung hat. Wichtig ist, dass er euch glücklich macht, dass ihr mit Freude zur Arbeit geht und euch verwirklichen könnt. Das ist das größte Geschenk.
Es gibt Schauspieler, die ihre Kinder nicht vor die Kamera lassen.
Til: Ich finde es sonderbar, wenn Schauspieler generell sagen, sie möchten nicht, dass ihre Kinder in diesem Beruf arbeiten. Wenn die Schauspielerei wirklich so schlimm ist, sollten die auch damit aufhören. Mal ehrlich: Es gibt wirklich schlimmere Berufe.
Nun haben Sie gleich zwei Töchter, die gerne schauspielern, Luna und Emma.
Til: Meiner Meinung nach sollten Kinder selbst entscheiden, ob sie Lust darauf haben. Für Kinder ist das Ganze ein riesiger Aufwand, da sie in der Regel ihre Ferien opfern. Emma ist immer hin- und hergerissen. Erst entscheidet sie sich für Dreharbeiten, und danach denkt sie: "Scheiße, wo sind jetzt meine Ferien!"
Gehen Sie mit Ihren Töchtern am Set anders um als mit Kollegen?
Til: Emma sagt immer, ich sei strenger zu ihr. Ich empfinde das nicht so, weil ich mit Schauspielern generell nicht streng umgehe. Ich achte in meinen eigenen Filmen darauf, dass alle sich wohlfühlen. Bei Kindern ist das mindestens so wichtig wie bei Erwachsenen.
Luna, wie ist Ihr Vater als Chef?
Luna: Ich habe bis jetzt ja erst mit drei Regisseuren gedreht, würde aber schon sagen, dass ich am liebsten mit meinem Vater zusammenarbeite. Er holt einfach das Beste aus mir raus, es bringt mir am meisten Spaß, mit ihm zu arbeiten.
Kritisiert er Sie denn auch?
Luna: Er sagt mir ehrlich, was ich anders machen kann.
Schweißen gemeinsame Dreharbeiten noch mehr zusammen?
Til: In dem aktuellen Kinofilm haben Luna und ich nicht sehr viele gemeinsame Szenen, weil sie entführt wird und ich versuche, sie zu retten. Bei den Dreharbeiten zu "Schutzengel" war das anders. Da waren wir jeden Tag zusammen, das hat uns total verbunden. Es ist wirklich ein riesiger Luxus, wenn du mit deinen Kindern Arbeitszeit verbringen kannst. Natürlich hat man am Set nicht 24 Stunden Quality-Time. Aber allein die Tatsache, das eigene Kind um sich herum zu haben, ist schon etwas ganz Besonderes.
Sie sagten im Vorfeld, dass es ein Experiment sein würde, einen "Tatort" fürs Kino zu machen. Was sagt Ihr Bauchgefühl jetzt, wo der Film fertig ist?
Til: Wir wissen, dass wir einen tollen Film gemacht haben. Das ist nicht einfach nur "ein ,Tatort‘ fürs Kino". Wir haben einen großen Actionfilm produziert, der sich international blicken lassen kann. Mit einem gewöhnlichen Fernseh-"Tatort" hat das nichts zu tun. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Zuschauer auch ins Kino gehen.
Mit welcher Besucherzahl wären Sie zufrieden?
Til: "Schutzengel" möchte ich schon gerne toppen – also 730000.
In "Tschiller: Off Duty" gibt es auch einige englische Dialoge.
Til: Luna spricht besser englisch als Deutsch.
Luna: Stimmt.
Til: Meine Kinder sind ja in Malibu aufgewaschen und auf eine internationale Schule gegangen. Emma spricht eigentlich am besten deutsch. Sie ist die einzige, die in Beverly Hills geboren ist, aber in Deutschland sozialisiert wurde.
Luna: Emma korrigiert mich gern.
Welche Sprache sprechen Sie zu Hause?
Luna: Mit Lilli, Mama und Valentin englisch. Mit Emma und Papa Deutsch.
Vermissen Sie Florida?
Luna: Ich vermisse den Strand und das Wetter. Aber ehrlich gesagt fühle ich mich in Hamburg viel wohler. Man hat als Jugendliche mehr Freiheiten, kann allein Bahn fahren, ist in zwei Stunden in Spanien oder Frankreich. In Amerika habe ich mich immer eingeengt gefühlt, wie auf einer Insel. Ich kann auch heute nicht länger als acht Wochen dort sein. Dann bekomme ich Heimweh nach Hamburg.
Wie lange möchten Sie noch zu Hause wohnen bleiben?
Luna: Die nächsten Jahre werde ich auf jeden Fall noch bei Papa wohnen. Ich bin überhaupt noch nicht bereit auszuziehen.
Brauchen Sie viel Leben in der Bude, Til?
Til: Ich habe definitiv lieber meine Familie um mich herum, als dass ich alleine bin. Ich habe auch gerne Freunde um mich herum. Überhaupt bin ich gern in Gesellschaft anderer Menschen.
Pflegen Sie Familientraditionen?
Til: Als meine zwei Brüder und ich ausgezogen sind, haben wir uns jeden Sonntag zum großen Frühstücksbrunch bei meinen Eltern getroffen. Das machen wir hier jetzt auch gelegentlich, aber nicht regelmäßig. Dafür ist diese Familie zu chaotisch.
Luna: Wohl wahr!
Til: Schön fände ich das aber schon.
Janina Kirsch Gala
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Author: Casey Webb
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