Obwohl Elon Musk mit der BBC im Clinch liegt, hat er dem britischen Sender ein Interview gegeben – und darin unter anderem über diesen Konflikt gesprochen. Der britische Sender hatte zuvor gegen die neue Bezeichnung seines Twitter-Kontos als »staatlich finanziertes« Medium protestiert. »Die BBC ist unabhängig und ist es immer gewesen«, teilte der Sender mit. »Wir werden durch die Rundfunkgebühren von der britischen Öffentlichkeit finanziert.« Ein Stück weit lenkte der Twitter-Eigentümer nun ein: »Wir werden das Label in ›öffentlich finanziert‹ ändern«, kündigte der 51-Jährige in dem Interview an. »Wir versuchen, akkurat zu sein.«
Zuvor hatte Twitter schon den unabhängigen US-Senderverbund NPR als »staatlich kontrolliert« gekennzeichnet. Mittlerweile wurde die Kennzeichnung im Profil @NPR in »Government-funded Media«, regierungsfinanziertes Medium, geändert, auch wenn nur ein Prozent der Einnahmen von staatlichen Stellen stammt.
Seine Beziehung zu den Medien beschrieb Musk im etwa eineinhalbstündigen BBC-Interview, das auch auf Twitter übertragen wurde , lachend als »Hassliebe – aber vermutlich mehr Hass«. Die Medien in den USA und Großbritannien seien in der Lage, »ihn regelmäßig fertigzumachen«. In anderen Ländern sei es nicht erlaubt, dass »Medien gemeine Dinge über mächtige Menschen sagen«. Eine freie Presse sei jedoch wichtig.
Werbekunden sind laut Musk zurückgekehrt
Auch zum Stand des Unternehmens, das offiziell nicht mehr Twitter Inc. heißt, sondern Gerichtsunterlagen zufolge in X Corp. aufgegangen ist , äußerte sich Musk. Demnach hat die Firma nach den Entlassungswellen der vergangenen Monate nur noch etwa 1500 Angestellte. Vor Musks Übernahme waren es knapp 8000. Es sei »schmerzhaft« gewesen, so viele Leute zu entlassen, aber ohne radikale Sparmaßnahmen hätte Twitter nur »vier Monate zu leben« gehabt, sagte Musk.
Auf den Kauf durch Musk folgte eine Abwanderung von Anzeigenkunden, die unter dem kontroversen Unternehmer ein negatives Umfeld für ihre Werbung befürchteten. Der Umsatz halbierte sich, wie Musk seinerzeit einräumte. Zugleich muss Twitter Zinszahlungen für rund zwölf Milliarden Dollar an Krediten für die Übernahme leisten. Musk sagte nun in dem BBC-Interview, dass Werbekunden wieder zurückgekehrt seien oder es planten. Es gebe wieder mehr Anzeigen, und Twitter habe nur noch minimale Verluste, ergänzte er, ohne Zahlen zu nennen. Da das Unternehmen nicht mehr an der Börse notiert ist, muss es auch keine Quartalsberichte mehr veröffentlichen.
Musk hatte nach der Kaufankündigung im Frühjahr 2022 versucht, aus dem Deal wieder herauszukommen. Er verwies dabei auf eine angeblich hohe Zahl automatisierter Bot-Accounts, wodurch der von ihm vorgeschlagene Preis von 44 Milliarden Dollar nicht mehr gerechtfertigt gewesen sei. Die Summe war ein kräftiger Aufpreis auf den damaligen Börsenwert. Das Twitter-Management, das sich zunächst gegen den Übernahmeversuch gewehrt hatte, aber nach der Einigung mit Musk den Interessen der Aktionäre verpflichtet war, zerrte ihn vor Gericht. Auf die Frage, ob er den Twitter-Kauf am Ende nur abschloss, weil ein Richter ihn sowieso dazu gezwungen hätte, sagte Musk in dem BBC-Interview: »Ja, das ist der Grund.«
Author: Mark Cline
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