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Überblick über die Vor- und Nachteile von Hebel-ETFs


ETFs (börsengehandelte Indexfonds) sind ideal für Einsteiger an der Börse und diejenigen Anleger, die langfristig Vermögen anlegen wollen. Das gilt aber nicht für jede Art von ETF. Zu den Ausnahmen zählen Hebel-ETFs. Wenn Du mit Hebeln (Leverages) handelst, leihst Du Dir Geld vom Emittenten, um mit einem höheren Einsatz auf die Kursentwicklung eines ETFs zu spekulieren. Du kannst also mit einem niedrigen Einsatz mehr Geld verdienen.

Was sich im ersten Moment positiv anhört, ist jedoch äußerst riskant. Warum das so ist, erfährst Du in diesem Artikel. Zudem gehen wir auf weitere Vor- und Nachteile von gehebelten ETFs ein.

Was sind gehebelte ETFs? Unterschiede zu ETFs ohne Hebel

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Finanztip

Wenn Du 50 Euro in einen regulären ETF mit einem Kurs von 25 Euro investierst, erhältst Du zwei Anteile des ETFs. Steigt der Kurs um 50 Prozent (egal in welchem Zeitraum), erzielst Du einen Gewinn von 50 Prozent bzw. 25 Euro. Denn ein Anteil ist jetzt 37,50 Euro statt 25 Euro wert.

Bei gehebelten ETFs sieht das anders aus. Wie hoch Dein Gewinn ausfällt, ist vom gewählten Hebel abhängig. Bei einem ETF mit einem Hebel von 2:1 wirken sich alle Kursänderungen doppelt so stark aus. Bei einem Hebel von 5:1 würden sich Kursänderungen sogar fünfmal so stark auswirken. Du kannst Deine Gewinne also maximieren. Doch Achtung: Der Effekt wirkt sich auch nachteilig aus, wenn Du Verluste machst.

Ein Beispiel: Angenommen, Du investierst die 50 Euro in den oben genannten ETF mit einem Hebel von 2:1. Dann ist Deine Investition 100 Euro wert. Die zusätzlichen 50 Euro leihst Du Dir vom Emittenten. Da Du selbst aber nur 50 Euro eingesetzt hast, würde bereits ein Kursrückgang von 50 Prozent zu einem Totalverlust führen.

Im Gegensatz zu klassischen ETFs kauft der Emittent eines Hebel-ETFs einen Index nicht nach. Stattdessen handelt es sich bei Hebel-ETFs um Derivate. Sie bilden die Kursentwicklung eines Index übrigens nicht 1:1 ab. Warum dies so ist, erklären wir Dir im nächsten Kapitel.

Gut zu wissen: Ebenfalls sehr beliebt bei risikofreudigen Anlegern und Tradern sind Short-ETFs. Mit Short-ETFs wettest Du auf einen fallenden ETF-Kurs. Diese gibt es oft in Kombination mit Hebeln. Das Risiko für Short-ETFs mit Hebel ist natürlich umso höher. Mit Long-Hebel-ETFs wettest Du hingegen auf einen steigenden Kurs. Du kannst mit Hebel-ETFs also auf fallende und steigende Kurse spekulieren.

Warum bilden gehebelte ETFs den Index nicht 1:1 nach?

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Wenn sich der Kurs eines ETFs um 2 Prozent ändert, wirkt sich diese Kursänderung bei einem gehebelten ETF mit Hebel von 2:1 doppelt so stark aus – also 4 Prozent. Auf täglicher Basis kannst Du so rechnen. Aufgrund der sogenannten Pfadabhängigkeit ist die Rechnung langfristig jedoch anders. 

Denn wenn ein ETF innerhalb eines Monats insgesamt um 2 Prozent zulegt, legt ein gehebelter ETF nicht zwingend um 4 Prozent zu. Das liegt daran, dass Hebel-ETFs täglich angepasst werden. Entscheidend für den Kurs des Hebel-ETFs ist nicht die absolute Kursänderung, sondern die tägliche prozentuale Kursänderung des Index.

Das folgende Beispiel an einem Long-Hebel-ETF verdeutlicht die Pfadabhängigkeit:

Entwicklung eines Dax-ETFs und eines Long-Dax-ETFs mit 2:1-Hebel im Vergleich

Obwohl der DAX am sechsten Tag wie an Tag Null bei 16.000 Punkten notiert, hättest Du mit einem Long-Hebel-ETF einen Verlust von 0,167 Prozent erlitten. Die Pfadabhängigkeit kann sogar dazu führen, dass Du Geld verlierst, obwohl der ETF-Kurs langfristig an Wert gewinnt und Du prinzipiell die richtige Wette eingegangen bist.

Tipp: In unserem Artikel zu Short-ETFs findest Du auch ein Beispiel zur Pfadabhängigkeit für Short-ETFs.

Wie kann ich gehebelte ETFs handeln?

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Willst Du ETFs mit Hebeln handeln, kannst Du zwischen verschiedenen Varianten wählen.

Leveraged ETFs

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Leveraged ETFs sind klassische ETFs mit Hebel. Das heißt, dass sie von einem Emittenten herausgegeben werden. Du kannst gehebelte ETFs über Deinen Broker handeln und Informationen einfach über die WKN (Wertpapierkennnummer) bzw. ISIN (International Security Identification Number) einsehen.

Gehebelte ETFs bilden den Index langfristig nicht 1:1 ab. Stattdessen wird die prozentuale Kursänderung des Index angerechnet. Die Pfadabhängigkeit kann sich daher negativ auf Deine Investition auswirken.

Gehebelte ETFs mit CFDs handeln

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Wenn es um Hebelwirkungen geht, sind CFDs besonders beliebt. CFDs sind hochriskante Investmentprodukte, man nennt sie auch Differenzkontrakte. CFDs bilden den Kurs eines Basisproduktes ab. 

Bei einem ETF-CFD ist der ETF das Basisprodukt. Im Gegensatz zu Hebel-ETFs steht hinter einem CFD aber kein Emittent. Stattdessen wettest Du mit dem Broker auf die künftige Kursentwicklung des Basisproduktes.

Die große Gefahr von CFDs: Du kannst mehr Geld verlieren, als Du einsetzt. In der EU sind CFDs jedoch so stark reguliert, dass Broker dieses Worst-Case-Szenario verhindern müssen. Du kannst aktuell also nicht mehr verlieren, wenn Du einen regulierten CFD-Broker nutzt.

CFDs haben steuerlich dennoch einige Nachteile. Zum einen kannst Du Verluste nur bis 20.000 Euro gegen Gewinne anrechnen. Zudem ist es nicht möglich, diese mit Gewinnen aus Aktien zu verrechnen.

Ein Vorteil gegenüber klassischen Hebel-ETFs: Bei CFDs hast Du keine Pfadabhängigkeit. Denn es zählt die Differenz zwischen dem Kurs beim Einstiegs- und Ausstiegspunkt.

Vor- und Nachteile von gehebelten ETFs

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Du weißt nun, was gehebelte ETFs sind und wie Du in sie investieren kannst. In diesem Abschnitt gehen wir auf die Vor- und Nachteile von Leveraged ETFs ein.

Vorteile von Leveraged ETFs für Anleger

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Überfluss

Gehebelte ETFs haben einige Vorteile, wenn es darum geht, kurzfristig zu spekulieren. Wer mit Zertifikaten oder Optionen handelt, muss normalerweise ein zusätzliches Emittentenrisiko einkalkulieren. Bei Hebel-ETFs gibt es hingegen kein Emittentenrisiko. Stattdessen gilt Deine Investition als Sondervermögen und wäre bei einer Insolvenz des Emittenten daher nicht betroffen.

Ein Vorteil gegenüber CFDs ist zudem, dass Du Hebel-ETFs über Deinen Online-Broker handeln kannst. Für CFDs benötigst Du ein Konto bei einem CFD-Broker. Diese haben ihren Sitz oftmals nicht in Deutschland und sind daher weniger gut reguliert. Darüber hinaus sind die Gebühren samt Zinsen bei Hebel-ETFs in der Regel niedriger als bei CFDs.

Nachteile von Hebel-ETFs: Diese Risiken solltest Du kennen

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Der Zinseszinseffekt durch die Pfadabhängigkeit wirkt sich oft nachteilig aus. Denn es kommt selten vor, dass ETFs Tag für Tag ohne Ausnahme steigen. Die Gesamtkostenquote bei gehebelten ETFs ist in der Regel etwas höher als bei klassischen ETFs. 

Während sich negative Marktphasen bei klassischen ETFs gut dafür eignen, günstig in Wertpapiere einzusteigen, profitierst Du bei Hebel-ETFs nicht davon. Stattdessen würden sich die Kurssteigerungen aufgrund der Pfadabhängigkeit nach hohen Verlusten deutlich weniger auszahlen. Du gehst dabei auch das Risiko ein, den Verlust auf endlose Zeit auszusitzen. Bei Short-ETFs gilt dasselbe Szenario bei steigenden Kursen.

Ein Extrembeispiel: Angenommen, Du investierst 1.000 Euro in einen ETF, der nun an einem Tag 49 Prozent seines Wertes verliert und am nächsten wieder auf den vorherigen Wert springt. Bei klassischen ETFs hättest Du keinen Verlust gemacht. Bei einem Hebel-ETF (Long) hättest Du hingegen nur noch 58,40 Euro und somit 941,60 Euro verloren. 

Dieses Extrembeispiel soll verdeutlichen, dass es keine gute Idee ist, Verluste bei gehebelten ETFs aussitzen zu wollen. Denn eine solche Entwicklung ist zwar binnen eines Tages nicht wahrscheinlich, mittel- bis langfristig aber durchaus möglich.

Für wen eignen sich gehebelte ETFs?

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Gehebelte ETFs sind nicht für Einsteiger geeignet. Dafür sind sie zu riskant. Zu Beginn unterschätzen viele Anleger die Hebelwirkung oft. Auch für erfahrene Anleger, die langfristig investieren wollen, kommen gehebelte ETFs nicht infrage.

Stattdessen eignen sich Hebel-ETFs für Trader bzw. Spekulanten, denen es darum geht, kurzfristig an der Börse zu spekulieren. Für Day-Trader stellen sie eine Alternative zu Futures oder CFDs dar. Wir raten von solch riskanten Finanzinstrumenten jedoch grundsätzlich ab.

Die größten ETFs mit Hebel

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Im Folgenden zeigen wir Dir die fünf größten Hebel-ETFs. Zudem siehst Du auf einen Blick die Kosten und die Einjahresrendite. Alle vorgestellten ETFs haben einen Hebel von 2:1.

Die größten Hebel-ETFs

Wichtig: Die Einjahresrendite solltest Du nicht als Anhaltspunkt für eine mögliche Investition nehmen. Denn je nach Einstiegspunkt kannst Du sogar einen Totalverlust erleiden, obwohl der Hebel-ETF über ein Jahr betrachtet zugelegt hat.

Ebenfalls bemerkenswert: Während der Nasdaq-Hebel-ETF von Lyxor (A0LC12) einen Gewinn von 21,27 Prozent erzielt hat, haben klassische ETFs auf den Nasdaq-Index im selben Zeitraum rund 16 Prozent zugelegt. Du hättest also ebenfalls eine lukrative Rendite erzielt, ohne das hohe Risiko mit Hebeln eingehen zu müssen.

Fazit: Was Du aus diesem Text mitnehmen kannst

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Insgesamt können wir festhalten, dass gehebelte ETFs nicht für Einsteiger infrage kommen. Stattdessen sind gehebelte ETFs wie auch Short-ETFs eher Finanzinstrumente für Day-Trader und spekulative Anleger, die an der Börse wortwörtlich zocken wollen. Mit einer langfristigen Vermögensstrategie hat dies wenig zu tun.

Du solltest Dir daher immer vor Augen führen, dass trotz möglicher hoher Gewinne stets ein sehr hohes Verlustrisiko vorliegt. Daher solltest Du Dich zu Beginn zunächst mit den Grundlagen der Geldanlage beschäftigen. Dann ist die Chance auf langfristige Erfolge an der Börse deutlich höher.

Häufige Fragen zu Hebel-ETFs

Warum sind Hebel-ETFs so riskant?

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Bei Hebel-ETFs wirken sich Kursveränderungen um ein Vielfaches auf Deine Investition aus. Verliert der Index 20 Prozent an Wert, verlierst Du bei einem Hebel von 5:1 Deinen ganzen Einsatz. Durch die Pfadabhängigkeit kannst Du zudem mittel- bis langfristig Geld verlieren, obwohl der ursprüngliche Index an Wert gewonnen hat.

Ist es sinnvoll, in Hebel-ETFs zu investieren?

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Als Privatanleger eignen sich Hebel-ETFs nicht für den langfristigen Vermögensaufbau. Sinnvoll können Hebel-ETFs für spekulative Day-Trader sein. Doch auch dann ist das Verlustrisiko sehr hoch.

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Author: Martha Gordon

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